Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.

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    Abteilung = Botanik
 

100 Jahre Külsheimer Gipshügel

Külsheimer Gipshügel 1905 Am 18. Juni 2005 jährte sich zum 100. Male der denkwürdige Tag, an dem der Botanische Verein Nürnberg unter seinem Vorstand Christoph Scherzer feierlich das fränkischdiluviale Steppengelände "Auf der Mürben" bei Bad Windsheim in Besitz nahm, das für einen Betrag von 100 Reichsmark von dem Ökonomen Klein aus Erkenbrechtshofen erworben werden konnte. Bereits 80 Jahre Gipshügel waren für die Abteilung für Botanik Anlaß, unserer weit vorausblickenden Nürnberger Botaniker zu gedenken und das historische Ereignis im Jahre 1985 gebührend nachzuvollziehen.

So versammelten sich Mitglieder und Freunde der Abteilung am 15. Juni 1985 am Fuße des Gipshügels. Mit besonderer Freude konnten auch die Enkel von Christoph Scherzer, die Professoren Gerhard und Hermann Scherzer, und der 85jährige Leonhard Klein, Sohn des Ökonomen Klein, begrüßt werden. In Anwesenheit des Bürgermeisters von Bad Windsheim, Otmar Schaller, und des Vertreters des Landrates, Oberregierungsrat Schwab, verlas Abteilungsobmann Hermann Schmidt noch einmal die Festrede, die Christoph Scherzer vor 100 Jahren gehalten hatte.

Festrede von Christoph Scherzer am 18. Juni 1905

Sehr verehrte Anwesende!

Eine eigenartige Feier ist es, die uns heute hier zusammengeführt hat, eine Feier, wie sie selbst in unserer Vereins- und versammlungsreichen Zeit zu den Seltenheiten gehören dürfte. Es ist Ihnen bekannt, daß in unseren Tagen mehr und mehr an Boden gewinnen jene Bestrebungen, die darauf abzielen, altehrwürdige Naturdenkmäler zu schonen, zu schützen und vor dem schließlichen Untergange zu bewahren.

Angesichts dieser löblichen Bestrebungen ergriff auch der Botanische Verein Nürnberg die Gelegenheit, durch Ankauf dieses Gipshügels ein Stückchen alter, urwüchsiger Pflanzendecke in Schutz zu nehmen. Nach ziemlich übereinstimmenden Ansichten unserer Pflanzengeographen und Naturforscher haben sich an einigen besonders geschützten Lokalitäten unseres schönen Bayernlandes Pflanzenüberreste aus der alten Steppenzeit erhalten. Als solche Lokalitäten gelten die Garchinger Heide bei München, die Gegend um Regensburg, das Jurahochplateau, das Mainland bei Bamberg, Schweinfurt und Würzburg und von da aus ausstrahlend der reiche Gau um Uffenheim-Windsheim.


Der Gipshügel — ein Relikt aus der Steppenzeit

Nach Ansicht der Geologen hat sich nach der Eiszeit Mitteleuropa mit einer steppen- und tundrenähnlichen Pflanzendecke überzogen. Einzelne dieser Steppenpflanzen haben sich bis auf unsere Tage herein erhalten und bilden in kleinen Pflanzengenossenschaften typische Steppenüberreste, Steppenrelikte. Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß auch die Pflanzendecke dieses Gipshügels zum großen Teil aus solchen Steppenrelikten besteht. Die meisten der hier vorkommenden Pflanzen bilden heute noch häufige Charakterpflanzen der ungarischen, südrussischen und sibirischen Steppen.

Da zudem im benachbarten Maingau die fossilen Überreste typischer Steppentiere aufgefunden wurden, vor allem vom Wildpferde und anderen charakteristischen Steppentieren, so ist ja auch dies ein Beweis von dem früheren Vorhandensein der Steppe. Fast überall da, wo die sogenannte Steppenheide auftritt, findet sich auch eine eigentümliche geologische Schicht, der Löß. Einem früheren Lehrer von Windsheim, Herrn Dr. Leyh, nun in Nürnberg, ist es vor einigen Jahren gelungen, in wissenschaftlich einwandfreier Weise auch für die Windsheimer Gegend den Löß nachzuweisen. So ist die Beweiskette also auch nach dieser Richtung hin geschlossen. Die seltenen Pflanzen also, die schon seit Jahren das Interesse einheimischer und auswärtiger Botaniker wecken, ragen als stumme und doch überaus beredte Zeugen herein in unsere Tage aus einer längst verklungenen, längst hinabgesunkenen Zeit. Geschlecht um Geschlecht sahen sie hinabsinken in den Staub, während sie alljährlich der belebende Kuß der Sonne zu neuem Leben erweckte.

Ankauf und feierliche Besitzergreifung

Zu unserer Freude darf ich konstatieren, daß wir bei unseren Kaufunterhandlungen das liebenswürdigste Entgegenkommen fanden von seilen des früheren Besitzers dieses Gipshügels, des Herrn Ökonomen Klein aus Erkenbrechtshofen. Er hat sich in seinen Korrespondenzen und Privatgesprächen mit uns als ein so natursinniger Freund und Förderer unserer Bestrebungen gezeigt, daß ich es mir nicht versagen darf, ihm im Namen des Botanischen Vereins Nürnberg wärmste Anerkennung und herzlichsten Dank auszusprechen! Und so möge nun in dieser Stunde der Botanische Verein Nürnberg förmlich und feierlich von seinem Eigentum Besitz ergreifen. Zur äußerlichen Bekräftigung dieser Aktion bitte ich alle Anwesenden mit mir in ein urkräftiges, dreimaliges Hurra einzustimmen! Hurra! Hurra! Hurra! (Hissen der Flagge)

Und nun, da unsere Flagge weht auf dem Hügel "Auf der Mürben", geloben wir unsern Gutsnachbarn, daß wir ihnen jederzeit friedliche, verträgliche Nachbarn sein und bleiben wollen und daß wir ihr Eigentum schonen und respektieren werden! Nicht als fremde Eindringlinge und Störenfrieder wollen wir festen Fuß fassen, nicht egoistisches oder spekulatives Interesse hat uns hierher geführt, sondern einzig und allein jene ideale Bestrebung, ein ehrwürdiges Naturdenkmal zu schützen und auch so zu betätigen unsere Liebe zur herrlichen Gottesnatur mit ihren Wundern und Rätseln.

Schutz und Pflege des kostbaren Erbes

Der Gipshügel mit Prof. Gauckler Wir werden unser kleines Besitztum jederzeit in einem Zustand zu erhalten suchen, daß es für das anstoßende Kulturland weder schädlich noch störend wirken kann. Und wenn ich das alles verspreche, so darf ich wohl auch die freundliche Bitte vorbringen, es möchten unsere Angrenzer unser kleines Besitztum nach Kräften schonen und respektieren und uns in unseren Bestrebungen unterstützen. Denn, da wir ja immerhin ziemlich weit von unserem Besitztum entfernt sind, sind wir doppelt angewiesen auf das freundliche Entgegenkommen der hiesigen Bevölkerung. Eine einzige raue Hand und eine Stunde könnten ja das gefährden und beschädigen, was wir in jahrelanger, treuer Pflege geschirmt haben. Daß natürlich Naturfreunden und Interessenten für die Folgezeit Gelegenheit gegeben wird zur Beobachtung dieser Steppenrelikte, halte ich für selbstverständlich!

An die jüngeren Generationen unseres Vereins aber richte ich den warmen Appell, wenn wir Älteren einmal nicht mehr sind, dieses Besitztum in treue Obhut zu nehmen und in dem Sinne und Geiste zu verwalten, wie wir uns in einstimmigen Beschlüssen unseres Vereins vorgenommen haben. Wenn wir als fremde Nachbarn den Bewohnern dieser Gegend zugleich auch eine Art von Glückwunsch mitbringen dürfen, so sei es der: Mögen über diesen stillen, an sich ja ziemlich schmucklosen Hügel jederzeit hingehen friedliche, glückliche Zeiten, in denen sich der arbeitsame Ökonom der Früchte seines Fleißes erfreuen kann. Möchte nie die grelle Fackel des Krieges hereinleuchten in diesen gesegneten Gau, in dem wir Naturfreunde so manche schöne Stunde verlebt haben. Und wenn dereinst die Zeit kommt, wo wir alle im Besitze eines stillen Hügels sein werden und wo der letzte Kranz zerknittert und die letzte Inschrift verwittert sein wird: Dann mögen noch zur Freude künftiger Geschlechter ungestört hier grünen und blühen die Blümlein auf der Heide!

Erklärung zum Naturschutzgebiet

Durch den Ankauf im Jahre 1905 konnte der Külsheimer Gipshügel zwar vor der Zerstörung durch die Landwirtschaft gerettet werden. In jüngster Zeit erwuchs aber eine andere Gefahr. Der in der Nachbarschaft betriebene Gipsabbau bewegte sich bedenklich auf unseren Gipshügel zu und drohte den Wasserhaushalt und damit auch die einmaligen Tier- und Pflanzengesellschaften zu beeinträchtigen. Die offizielle Erklärung des Gipshügels und seiner näheren Umgebung zum Naturschutzgebiet hat auch diese Gefahr hoffentlich gebannt. Die Botanik-Abteilung der Naturhistorischen Gesellschaft sieht jedoch weiterhin eine wichtige Aufgabe im nachhaltigen Schutz dieses kostbaren Erbes, getreu dem Auftrag, der sich bereits vor 100 Jahren im Sitzungsprotokoll des Botanischen Vereins Nürnberg findet: «Der Referent (Anm. Christoph Scherzer) gratuliert sodann dem Verein zum Erwerb des Grundstücks, das die Bezeichnung "Auf der Mürben" führt und wünscht, daß die Aktion uns nicht gereuen und daß die Nachwelt sich noch der dortigen Flora erfreuen möge, und bittet namentlich die jungen Mitglieder, das Besitztum einst, wenn die Alten nicht mehr sind, nach Kräften zu schützen und jüngeren Generationen die Forterhaltung des Erworbenen warm ans Herz zu legen.»

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